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Aufbau und Betrieb des Wärmenetzes durch eine Quartiersgesellschaft

Neues, gemeindeübergreifendes Organisations-Konzept für den Aufbau und den Betrieb des Osdorfer Wärmenetzes

Um das Wärmenetz in der Gemeinde Osdorf zu realisieren, ist es notwendig, dass eine Organisation für Bau und Betrieb des Wärmenetzes gegründet wird. Eine interessante, gemeindeübergreifende Lösung im Rahmen einer Quartiersgesellschaft wurde am 22.08.2024 im Klimaausschuss vorgestellt und diskutiert.

Martin Laß, Geschäftsführer der Agrarservice Lass GmbH sowie der BioEnergie Gettorf GmbH & Co. KG, der derzeit in Gettorf das Wärmenetz baut, präsentierte sein Konzept einer Quartiersgesellschaft. Ein wesentlicher Faktor der Quartiersgesellschaft ist die mögliche Beteiligung aller Interessengruppen. Dies sind Gemeinden des Amtsbereichs, Energieerzeuger, Bürgergenossenschaften und ggf. auch externe Investoren. Diese Organisation für zwei oder mehr Gemeinden des Amtsbereiches unter dem Dach der Quartiersgesellschaft gestattet die Nutzung diverser regenerativer Energieanlagen der Energieerzeuger für die Wärmeproduktion.

Die Kopplung unterschiedlicher Energiesektoren ermöglicht die nahezu vollständige Nutzung der Energie im Wärmenetz. Dadurch ergeben sich Synergieeffekte und Einsparungen gegenüber einem lokal begrenzten und energetisch eingeschränkten Gesellschaftsmodell.
Die Devise muss lauten: Möglichst viel regenerativ gewonnene Energie selbst nutzen und nicht ausregeln bzw. in das öffentliche Netz einspeisen. Genau dadurch lassen sich attraktive Endverbraucherpreise realisieren.

Das neue Modell zum Aufbau und Betrieb der Wärmenetze basiert auf der Rechtsform einer GmbH & Co. KG. Grob dargestellt, könnte es folgendermaßen gestaltet sein:

Bild: Grob skizzierte Darstellung der Gesellschaftsform für Aufbau und Betrieb eines gemeindeübergreifenden Wärmenetzes (Der Name der Quartiersgesellschaft im Beispiel ist frei erfunden).

 

Mehrere Gemeinden im Amtsbereich Dänischer Wohld, die den Aufbau und Betrieb eines Wärmenetzes anstreben – im oben dargestellten Beispiel die Gemeinden Gettorf und Osdorf – beteiligen sich neben einer Bürgergenossenschaft – deren Genossinnen und Genossen gleichzeitig auch Wärmekunden sein können – mit einem finanziellen Anteil von zusammengerechnet mindestens 25,1% an der Quartiersgesellschaft (im Beispiel genannt: „GO Energie GmbH & Co. KG“).

Weitere, mögliche Kommanditisten sind die Energielieferanten, die mittels regenerativer Energieproduktion ( z. B. mit Windenergie-, Photovoltaik-, Biogas-, oder Geothermie-Anlagen) die Energiezufuhr für die Warmwassererwärmung sicherstellen. Diese Kommanditisten steuern zusammengerechnet das Gesellschaftskapital in Höhe von maximal 74,9% bei. Die Energielieferanten müssen nicht zwingend Kommanditisten der GO Energie GmbH & Co. KG sein.

Externe Kapitalgeber können ebenfalls Kommanditisten werden, sofern die Gemeinde oder die Energieerzeuger das erforderliche Kapital nicht vollständig zeichnen.

Die Verwaltungs-GmbH stellt den Geschäftsführer, der auch die Geschäfte der GO Energie GmbH & Co. KG verantwortet. Die Verwaltungs-GmbH schließt für die GO Energie GmbH & Co. KG z. B. die Verträge mit den Unternehmen, die den Bau des Wärmenetzes ausführen. Auch das Schließen der Verträge mit dem Unternehmen, welches die Abrechnung mit den Wärmekunden vollzieht, fällt in den Zuständigkeitsbereich der Verwaltungs-GmbH.

Die Wärmekunden selbst können, müssen aber nicht Mitglied der ggf. auch überregional aufgestellten Bürgergenossenschaft sein.

Energieerzeuger sind insbesondere die Betreiber der Biogasanlagen im Gettorfer und Osdorfer Umfeld, aber auch die Betreiber der im näheren Umfeld im Aufbau befindlichen Windenergieanlagen, die z. B. den Strom zum Betrieb von Großwärmepumpen liefern können. Für die Nutzung von Geothermie ist ein existierendes Wärmenetz eine zwingende Voraussetzung, so dass sich diesbezüglich erst mittelfristig Perspektiven ergeben werden.

Auch Betreiber von Photovoltaik-Freiflächenanlagen sollen in die Lieferung elektrischer Energie zur Wärmeerzeugung einbezogen werden. Aus diesem Grunde hat die Gemeindevertretung am 16.07.2024 das Standortkonzept zur Freiflächenphotovoltaik auf den Weg gebracht. Dieses Konzept macht deutlich, welche Flächen für den Aufbau von Freiflächenphotovoltaik in Betracht kommen. Per Aufstellungsbeschluss wurde in gleicher Sitzung der Gemeindevertretung bereits für die erste Anlage der Weg bereitet, um den Flächennutzungsplan zu ändern und den Bebauungsplan für den ersten Solarpark auf Osdorfer Gemeindegebiet aufzusetzen.

Um die gerade im Sommer zu erwartende Überkapazität an elektrischer Energie in das öffentliche Stromnetz einzuspeisen, wird ein neues Umspannwerk benötigt, da die Kapazität des bestehenden Umspannwerks in Gettorf zukünftig nicht in der Lage sein wird, größere Energiekapazitäten zu transferieren. Hierzu laufen bereits erste Gespräche mit der Schleswig-Holstein Netz GmbH.

Da das Wärmenetz für Osdorf wegen der zeitlich begrenzten Projekt-Förderperiode möglichst zügig umzusetzen ist, werden die Gemeindevertreter sowie die Vertreter des Amtes Dänischer Wohld zusammen mit den potenziellen Energieerzeugern das grob dargestellte Quartiersgesellschaft-Modell in weiteren Kooperationsgesprächen konkretisieren.  Letztendlich sind zwischen den Akteuren Kooperationsverträge zu schließen, so dass die Quartiersgesellschaft gegründet und in der Folge tätig werden kann. Die Akteure gehen davon aus, dass das in 2025 erfolgen wird.

Das Wärmenetz kommt voran: Die Machbarkeitsstudie wird in den Gemeindegremien diskutiert

Die Machbarkeitsstudie ist fertiggestellt

Für den Osdorfer Ortskern hat das Sanierungsmanagement die Machbarkeitsstudie erstellt. Die Studie wurde zunächst dem Lenkungsausschuss „Wärmenetz“ am 2. November 2023 von der Firma EcoWert360° GmbH vorgestellt. Im Rahmen der Diskussion haben sich einige Aspekte ergeben, die die Firma EcoWert360° GmbH vor der Sitzung des Klima– und Umweltausschusses am 16.11.2023 in die Studie bzw. Präsentation eingearbeitet hat.

In der Sitzung des Klima– und Umweltausschusses spielte neben der Machbarkeitsstudie auch die Finanzierung des Wärmenetz-Projektes eine Rolle. Dazu wurde ein Kalkulationsmodell vorgestellt und diskutiert, welches  auf den zuletzt ermittelten Daten basiert. Letztendlich wurde verdeutlicht, ob und wie das Projekt „Osdorfer Wärmenetz“ finanzierbar ist.

Tatsächlich ist eine Machbarkeit des Projektes ist erst dann nachgewiesen, wenn ein Finanzinstitut bereit ist, das Wärmenetz-Business-Modell zu akzeptieren und die Finanzierung des Projektes zu übernehmen oder zu unterstützen.

Dafür ist es wiederum notwendig, dass die Gemeindevertretung sich entscheidet, welche Form der Betreibergesellschaft die volle Unterstützung der Gemeinde erhält, um das Wärmenetz-Projekt umzusetzen.

 

Wesentliche Ergebnisse der Machbarkeitsstudie

Aus Sicht der EcoWert360° GmbH ist das Wärmenetz gut umsetzbar, wenn etwa 50% der Osdorfer Immobilien im Ortskern-Quartier angeschlossen werden. Das Wärmenetz wird voraussichtlich in bis zu 7 Bauabschnitten umgesetzt, um die Behinderung des Autoverkehrs durch Baustellen zu mindern und bestimmten physikalischen Erfordernissen zu entsprechen.

Das Netz wird im Ort strahlenförmig (siehe Bild) aus unterschiedlich starken, massiv isolierten Stahlrohren erstellt. In diesen wird das ca. 85° Celsius heiße Wasser mit ausreichendem Druck zu den Häusern transportiert werden. Eine im jeweiligen Hausanschlussraum installierte Übergabestation überträgt die Wärme über einen Wärmetauscher entkoppelt an das hausinterne Heiz– und Brauchwassersystem.

Das Osdofer Wärmenetz wird strahlenförmig durch dasDorf gelegt

 

Die chronologische Folge der Bauabschnitte orientiert sich nicht zuletzt an der Anschlussquote bzw. dem Wärmebedarf innerhalb des jeweiligen Bauabschnittes.

Da die Bauabschnitte der ersten Phase vermutlich nicht genügend Abnehmer für eine große Heizzentrale ergeben, wird man voraussichtlich in den ersten zwei Bauabschnitten zunächst noch mobile Heizsysteme einsetzen. Diese könnten  nach Fertigstellung der Heizzentrale und im Zuge des dritten Bauabschnitts abgeschaltet werden.

Die Heizzentrale wird als Großwärmepumpe mit Wasser-Wärmespeicher ausgelegt.

Der Standpunkt der Heizzentrale ist so gewählt, dass diese den durch die in 2024 entstehenden Windenergieanlagen bzw. die zukünftigen Photovoltaik-Flächenanlagen erzeugten Strom per Direktleitung aufnehmen kann. Dadurch entfallen die Kosten für die Nutzung eines öffentlichen Stromnetzes. Letzteres wird dennoch für Spitzenlasten bei fehlender Wind– und Sonnenenergie genutzt, um die elektrische Energie für die Großwärmepumpe bereitzustellen. Ergänzend werden der Wärmespeicher und ein mit (Bio-)Gas betriebenes Blockheizkraftwerk zur Deckung von Bedarfsspitzen bzw. bei einem Ausfall der Großwärmepumpe eingesetzt.

Konzeptdarstellung Wärmenetz Osdorf (Icon-Quelle: flaticon.com)

                                                  

Bei der Wahl des Standortes der Heizzentrale wurde darauf geachtet, dass eine ggf. zukünftig erschlossene Tiefengeothermie-Wärmequelle mit der Heizzentrale gekoppelt werden kann, so dass die Großwärmepumpe bei Nutzung der Erdwärme nur noch die erforderliche Temperaturniveauerhöhung für das Wärmenetz übernehmen muss. Die Lage der Wärmezentrale ermöglicht
darüber hinaus auch den Anschluss an ein ggf. zukünftig entstehendes Wärmenetz-Verbundsystem mit den Umlandgemeinden.


Kosten für die
Nutzerinnen und Nutzer des Wärmenetzes

Spannend ist natürlich die Frage: „Mit welchen Kosten muss ich denn rechnen, wenn ich mein Haus an das Wärmenetz anschließe und zu welchen Preisen beziehe ich dann die Wärme?“.

Diese Frage kann hier leider noch nicht beantwortet werden, da das Preismodell der noch ins Leben zu rufenden Betreibergesellschaft obliegt. Immerhin geht die Machbarkeitsstudie davon aus, dass sowohl der Hausanschluss als auch der Betrieb und der Preis der  kwh Wärme günstiger sein werden, als die Beschaffung und der Betrieb eines regenerativ betriebenen Heizsystems für das eigene Haus (Heizungstausch). Gerade das hohe Temperaturniveau des geplanten Wärmenetzes ist geeignet für die kostengünstige Beheizung von weniger gut sanierten Gebäuden.


Wie geht es weiter?

Zunächst wird die Machbarkeitsstudie in den Gemeindegremien diskutiert, woraus sich ggf. noch zusätzliche Aspekte und
Modifikationen der Studie ergeben. Im nächsten Schritt muss sich die Gemeindevertretung für eine Betreibergesellschaftsform entscheiden, welche das Projekt im Sinne und zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger am Besten umsetzen kann. Die Betreibergesellschaft sollte sodann zeitnah gegründet werden. Im Namen der Betreibergesellschaft und  mit Unterstützung des Sanierungsmanagements können die Förderanträge gestellt und Finanzierungsverhandlungen mit Finanzinstituten aufgenommen werden. Spätestens dann werden die Osdorfer Bürgerinnen und Bürger in öffentlichen Veranstaltungen und Vorvertragsgesprächen in den Prozess einbezogen.

 

Bis dahin nutzen Sie bitte die kostenlosen Energieberatungen des Sanierungsmanagements.

Bitte melden Sie sich für eine – für Osdorfer Bürgerinnen und Bürger – kostenlose initiale Energieberatung bei Ihnen im Haus oder in der Bürgerbegegnungsstätte an der Au an.
Verwenden Sie bitte das hier verlinkte Formular:
Terminwunsch-Anmeldeformular.

Ihr Interesse an einem Wärmenetzanschluss in Osdorf bekunden Sie bitte unverbindlich
– sofern noch nicht geschehen — über das hier verlinkte
Formular.